Interessantes aus dem Alltag

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Moderator: Patrick

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MaxM
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von MaxM »

Default bias oder Default-Effekt -

den Ausdruck hörte ich zuerst von Harald Lesch in einem der Videos, die wir hier schon hatten. Der Ausdruck kommt zunächst einmal daher, dass die Mehrheit der Menschen Voreinstellungen am Handy oder am PC belassen, weil sie davon ausgehen, dass die dann schon stimmen müssten. Dabei stellen die Firmen natürlich die Geräte so ein, dass sie beispielsweise möglichst viele Daten abgreifen können, was natürlich nicht im Interesse des Benutzeres ist.

Aber warum ist das so? Es gibt da verschiedene Gründe. In erster Linie ist da die Bequemlichkeit, dann die "transaction costs", am häufigsten wohl der Zeitaufwand, die Empfehlungen Dritter ("Nudging", und hier insbesondere Werbung!), "Qual der Wahl" (wiederum eine Frage der Bequemlichkeit, da es ja unbequem ist, wenn man sich der "Qual der Wahl" aussetzt), Status Quo Verzerrung (im Bayerischen unter dem Satz "Des ham ma oiwei scho so gmacht" bzw. "Das haben wir immer schon so gemacht" bekannt, und auch die Verlustaversion.

Der Effekt als solcher kam mir aber bekannt vor, und nicht nur im Zusammenhang mit elektronischen Geräten. Sondern der kommt im Leben immer wieder. So zum Beispiel gehen viele Menschen davon aus, dass etwas, das ein bestimmter Mensch sagt, den sie mögen, von vorneherein richtig sein muss. Das erklärt, warum so viele Leute dem orangenen Reptiloid an den Lippen hängen oder in früheren Zeiten beispielsweise auch Hiitler.

Aber auch im Kleineren kann man das festsstellen. Ich hatte es in der Schule schon feststellen können: Generell wurde im Konfliktfall sehr viel häufiger den Lehrer*innen geglaubt als den Schüler*innen. Bei meinem Schulleiter im Gymnasium war das so ausgeprägt, dass er generell alles, was die Schüler*innen zu ihrer Verteidigung vorbrachten, als Schutzbehauptung abtat.

Einmal, das müsste in der 10. Klasse gewesen sein, rannte die Kunstlehrerin, Frau N., zum Schulleiter, Herrn H., und erzählte ihm, dass einer meiner Mitschüler sich geweigert habe, zum Nachsitzen zu kommen. Dabei hatte er ihr zweimal gesagt, dass er an dem Wochentag,auf dem Frau N. bestand, nicht konnte, weil er da Tennistraining hatte. Sie hätte also 4 weitere Wochentage zur Verfügung gehabt, an denen sie meinen Mitschüler hätte zum Nachsitzen bestellen können. Nun war ich zwar bei dem Gespräch zwischen Frau N. und Herrn H. nicht dabei, aber ich gehe schwer davon aus, dass sie ihm diesen durchaus wichtigen Fakt vorenthielt. Dass aber der Mitschüler Frau N. sofort gesagt hatte, dass er an dem Wochentag nicht konnte und dass er aber absolut bereit sei zum Nachsitzen, das hatte ich mitbekommen, weil sich das in der Klasse während des Unterrichts ereignete. Das kann ich also bezeugen. Schließlich schnappte sich eines Tages Herr H. meinen Mitschüler und machte ihn nach Strich und Faden fertig, weil er sich geweigert habe, zum Nachsitzen zu kommen, und natürlich glaubte er ihm nicht, dass er Frau N. gesagt habe, dass er an dem bestimmten Wochentag nicht könne, und dem H. war das Tennistraining sowieso egal. Jedenfalls machte er den Mitschüler ziemlich fertig, drohte ihm mit Rauswurf und so weiter. Ich weiß das daher, weil mein Mitschüler dann weinend (wohlgemerkt, ein 16Jähriger in Tränen aufgelöst, da kann man sich vorstellen, wie der Schulleiter mit ihm umgegangen ist) in den Prüfungsraum, wo wir an dem Tag eine wichtige Prüfung zu schreiben hatten (hieß Zulassungsprüfung zur Feststellungsprufung, da ging's um die Mittlere Reife). Und da er sich in einem psychischen Ausnahmezustand befand, verhaute er prompt die Prüfung. Die Eltern gingen dann zu Herrn H. und versuchten, ihm noch einmal die Lage zu erklären und zu erreichen, dass er die Prüfung wiederholen durfte. Das wurde ihm aber nicht gestattet und der H. bestand auch auf der strengen Bestrafung. Daraufhin nahmen die Eltern ihn von der Schule.

Das war nicht der einzige Fall, den ich mitbekommen habe, in dem Herr H. den Lehrer*innen uneingeschränkt glaubte, den Schüler*innen aber nicht.

Damit soll einmal dargestellt werden, was der Default-Effekt, d. h. in dem Fall, dass einer bestimmten Person oder Gruppe generell immer geglaubt wird, einer anderen aber generell nicht, im richtigen Leben anrichten kann.

Ich denke, dass man das auch häufig im Berufsleben merken kann, auch da ist es oft so, dass der Chef bestimmte Leute hat, die er mag und schätzt und denen er generell glaubt. Das kann von den betreffenden Personen, wie im obigen Fall von der Lehrerin, ausgenutzt werden, indem sie dem Chef ein falsches oder unvollständiges Narrativ übermittelt (weglassen ist auch eine Art von Lügen) und so eine andere Person schädigt.

Was ich daraus gelernt habe, und zwar damals schon, das ist, dass man immer selber denken muss, nicht einfach das tun, was einem gesagt wird, nicht einfach alles glauben, sondern alles hinterfragen. Dazu muss man aber, wenn es z. B. um Dinge geht wie Politik, Energie, Gesundheit etc., seriöse Quellen heran ziehen. Und im Falle, dass es menschliche Interaktion betrifft, muss man Informationen von allen Seiten einholen, d. h. man muss z. B. in einem Konflikt mit beiden Seiten reden und ggf. auch mit Zeugen. Im obigen Fall heißt das, der/die Lehrer*in hat eben nicht immer Recht, aber der/die Schüler*in auch nicht immer unrecht.

Wenn man mit offenen Augen durchs Leben geht, wird man den Default-Effekt immer wieder in den verschiedensten Lebenslagen feststellen können. Kein Mensch kann sich zu 100% davon befreien, aber man kann es wenigstens versuchen. Und man sollte es versuchen, auch wenn das in der Regel heißt, dass man dann eben nicht den bequemen Weg geht.

https://www.anti-bias.eu/anti-bias-stra ... e/default/

https://de.wikipedia.org/wiki/Default-Effekt
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Lambo-Benni »

Hallo Max,

interessante Informationen die du da an uns heranträgst. Generell sind die Wahrnehmungsverzerrungen ein hochinteressantes Thema der Psychologie.
MaxM hat geschrieben: Aber auch im Kleineren kann man das festsstellen. Ich hatte es in der Schule schon feststellen können: Generell wurde im Konfliktfall sehr viel häufiger den Lehrer*innen geglaubt als den Schüler*innen. Bei meinem Schulleiter im Gymnasium war das so ausgeprägt, dass er generell alles, was die Schüler*innen zu ihrer Verteidigung vorbrachten, als Schutzbehauptung abtat.
Das würde ich eher dem Belief-Bias zuordnen, also den Argumenten der aufgrund von Rang und Position glaubhafteren Person glauben schenken ohne Rücksichtnahme von Plausibilität und gar Fakten. Das Beispiel mit der Schule ist ein ganz typisches Beispiel hierfür. Kindern wird sehr oft weniger gegluabt einfach deshalb weil sie Kinder sind. Dadurch haben es Kinder auch viel schwerer ihre Rechte einzufordern, gerade in der Schule. Ein oft genanntens Beispiel ist hierbei die situation wenn ein Schüler einem anderen eine Nachricht auf einem Zettel schreibt und die durchs Klassenzimmer gereicht wird. Es gibt Lehrkräfte die schreiten ein wenn sie das mitbekommen und drohen damit die Nachricht laut vorzulesen und tun dies sogar (selbst schon bei eienr Klassenkameradin erlabt). Dass das eine Straftat ist (verletzung des Briefgeheimnisses) wird oft schlichtweg ignoriert und bescheren sich Schüler daraufhin bleibt es meistfolgenlos, auch weil dem Lehrer eher korrektes Handeln und den sChülern eher Fehlverhalten unterstellt wird, nur aufgrund ihrer Position.


Den Default-Effekt würde ich eher beschreiben mit dem Fehlschhluss ein Handeln würde schon richtig sein, weil es die meisten anderen auch so machen. So muss man sich keine eigenen Gedanken drum machen. oder kurz: "Default-Einstellungen" seien so gewählt dass sie für den Otto-Normal-Nutzer sinnvoll sind. Das ist aber in der Realtiät nur selten der Fall, denn mit Default-Einstellungen will man Nutzer dazu bringen Dinge zu akzeptieren die eben genau nicht in ihrem Sinne sind (daher ists in Verträgen auch das sog. "Kleingedruckte"; dem soll man blind vertrauen).

Eine strikte Trennung der vschiedenen Verzerrungen kann man aber selten vornehmen, weil sie sich meist ergänzen und überschneiden. Alleine aber sich bewusst zu acmhen dass es sie gibt und dass man auch selbst immer weider darauf hineinfällt kann helfen es das eine oder andere mal nicht zu tun.

Das ist ein Thema über das ich stundenlang diskutieren und philosophieren könnte. :)
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Wetterbadener »

Ja, ich fand das mit dem Beispiel aus deiner Schulzeit, als ein Schüler "zur Sau" gemacht worden ist, weil er nicht zum Nachsitzen erschienen sei und behauptet wurde, es sei "erfunden", dass er einen Trainingstermin habe.
Und ja, ich würde auch fast sagen, es ist ein Belief-Bias, weil vielleicht die Kunstlehrerin zuerst "Druck" beim Rektor gemacht haben könnte, um selbst bei ihm besser dazustehen. Und deswegen hat er sie "in Schutz" genommen, so wie ich das beim Max heraus lesen konnte.
Und ja, sowas habe ich auch erlebt. Zum Glück war mein Vater noch ein leitender Pädagoge an einer Berufsschule, genauer gesagt an einer Schule für Berufsförderung. Und deswegen hatten die Lehrer in gewisser Weise schon so was wie "Respekt" entwickelt und ich konnte mich durchsetzen, dass ich zum Beispiel bei einer Klassenarbeit tatsächlich nicht geschummelt habe.
Aber ich habe auch umgekehrt mitbekommen, dass die Lehrer ihre "Lieblinge" hatten, zu denen sie etwas strenger waren als zu den Anderen. Und das auch oft, weil das Elternhaus dieser Schüler aufgrund seines geringen Verdiensts nur wenig, vor allem finanziell an der "Schulgestaltung" beteiligt ist.
Ich kenne Bekannte aus gut gebildeten Elternhaus, bei denen man sagt, denen "fliegen" die guten Noten "nur so zu". Auch wegen dem Einfluss und damit dem "Druck" der Eltern. Da heißt es, sie "büffeln" weniger als Kinder, deren Vater zum Beispiel ein Elektrotechnikgeselle ist.
Und ja ich muss auch sagen, ich überfliege das Kleingedruckte sehr schnell. Denn gerade beim Thema "Cookie" oder "propertiäre Software" denke ich, da stehe im Grunde genommen so gut wie das Gleiche drin, egal von welchem Hersteller.
Vielleicht ist das der Grund, weswegen ich von den Programmen, die ich mir gekauft habe, mich nicht einmal traue, ein "Abbild" auf einer externen Festplatte zu speichern. Ich habe Angst, den Kopierschutz zu umgehen.
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Lambo-Benni »

Ergänzend dazu möchte ich grad mal auf den Dunning-Kruger-Effekt verweisen: https://karrierebibel.de/dunning-kruger-effekt/

Ist ein sehr interessantes Phänomen dem man doch auch nahezu überall im Alltag begegnet und man vlt. auch bei sich selbst feststellen kann... auch wenn das oft eher schwerer fällt.


ps: ganz unten in dem Artikel sind weitere sehr interessante Artikel verlinkt.
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von MaxM »

Richtig, das mit der Selbstüberschätzung ist ein häufiges Phänomen. Besonders auffällig ist es oft im Straßenverkehr, z. B. wenn Leute in einer unübersichtlichen Kurve überholen und denken, es kommt ja eh keiner. Und ich denke, das gibt's auch in der Politik oft - siehe zum Beispiel der Scheuer...

@ Badener: Es ging mir weniger um das zur Sau machen als solches, denn das war die Folge fehlerhaften Handelns. Mir ging es um das fehlerhafte Handeln selber und eben um den Default-Effekt und was der für Schaden anrichten kann. Und ob Frau N. besser darstellen wollte... sie meinte im Recht zu sein und stellte den Sachverhalt dann so dar, dass sie eine möglichst große Chance hatte, dass sie ihr Ziel erreicht, dass nämlich der Schüler bestraft wird, und das unabhängig davon, dass der Fehler bei ihr lag, weil sie nicht bereit war, den Schüler an einem anderen Wochentag zum Nachsitzen zu bestellen, wie er es ihr ja angeboten hatte.
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Wetterbadener »

Oder eben andere Politiker, vor allem die der AfD! icon_mrgreen icon_mrgreen icon_mrgreen

Ja, es war schon ein "fehlerhaftes Handeln" von allen Seiten. Natürlich wäre es für den Schüler am schwersten gewesen, sein Training abzusagen. Und das nur, weil die Lehrerin es eben nichtverstand, dass das Training für den Schüler genauso wichtig war, wie für die Lehrerin der "Einzelunterricht" beim Nachsitzen. Denn dann hätte sie ja, wie du schon sagtest, ihr "pädagogisches Soll" erfüllt. Und das beinhaltet bis heute leider auch "Disziplinarmaßnahmen".
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Lambo-Benni »

Ich wurde als Schüler auch das eine oder andere Male zum Nachsitzen gebeten. Gekommen bin ich selten, Konsequenzen für mich hatte es nie. War mir immer egal was sogenannte Autoritäten wollten, lebte mein eigenes Leben. Hatte ich keine Lust auf die Schule bin ich auch mal einfach ein paar Stunden wandern gegangen. Wer sollte mir das schon nehmen? Fühlte mich so einfach als freier Mensch. Auch Hausaufgaben habe ich nie gemacht, war nie ein Thema für mich. Was ich in meiner freien Zeit mache bestimme ich, kein Lehrer oder sowas... war schon früh mein eigener Herr!

Mir war schon als Kind wichtig keine Loyalität zu zeigen, sondern lieber selbst zu denken und zu handeln. Und da lernte ich schnell dass man zwar als Kind kaum ernstgenommen wird, aber einem auch sonst wenig zugetraut wird. Was ein bisschen Narrenfreiheit bescherte (v.a. als jüngeres Kind, vor der Teenager-Zeit). :) Waren schon coole, wilde Zeiten. icon_mrgreen
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von MaxM »

Ich bin ja nur selten zum Nachsitzen zitiert worden, bin aber schon hingegangen, denn das hätte schon heftige Folgen gehabt bei uns an der Schule (sieht man ja an dem von mir dargestellten Beispiel). Auch Schule geschwänzt hab ich so gut wie nie. Ich muss aber zugeben, dass mir auch immer ziemlich egal war, was sogenannte Autoritäten sagten. Ich erinnere mich an einen Fall in der Ausbildung (mittlerer Verwaltungsdienst bei der Stadt München). Damals war ich im S-I-Obd (dem Sozialamt für Obdachlose und Ortsfremde) in München eingesetzt, und einmal diktierte mir mein Vorgesetzter und Ausbilder einen ziemlich derben Brief. Es ging darum. dass eine ehemalige "Kundin" des Sozialamts, eine junge Türkin, die offenbar von zu Hause knall auf Fall weggegangen war, weil man sie in der Türkei verheiraten wollte, noch Unterlagen vom Arbeitsamt beibringen sollte, ob sie auch dort Geld bezogen hat. Der diktierte Brief war schon außerordetlich unhöflich, um nicht zu sagen, ungezogen. Ich habe das dann ganz selbstveständlich umformuliert, als ich es abgetippt habe, und so in eine höflichere Form gebracht. Als ich den Brief dann - damals noch auf der Schreibmaschine getippt, PCs hatten es damals, in den 80er Jahren, noch nicht bis ins Sozialamt geschafft - meinem Vorgesetzten vorlegte, war der völlig verblüfft - er hatte wohl noch nicht erlebt, dass einer seiner Auszubildenden nicht genau das tat, was er sagte. Er wollte, dass ich den Brief noch mal in der unhöflichen Form tippe, was ich aber verweigerte. Er tippte ihn dann selber.

Man sieht, auch mir war immer wichtig, von klein auf, selbständig zu denken, auch wenn mich das in Konfliktstuationen brachte, u. U. auch mit den Eltern, auch wenn mich das mitunter zum Außenseiter machte.
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Lambo-Benni »

MaxM hat geschrieben:[...]Er tippte ihn dann selber.
Was für ein A...!
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Wetterbadener »

Ja ehrlich. Und jetzt ist es mit dieser totalen Gefühllosigkeit, bei der man das "Druckmachen" bei "unbeliebten" Arbeitssuchenden bzw. von sozialen Transfers Lebenden "verschleiert" eigentlich viel schlimmer als wenn man sagt: "Es tut uns leid Herr/Frau ... wir können Ihnen kein Geld zahlen, da Sie es eh 'verprassen' werden."
Nein man schreibt jetzt: "Sehr geehrte Frau Herr ... uns ist ein Verstoß gegen §... x. Buch SGB in Kenntnis gebracht worden. Wir können Ihnen daher nur ... Euro auszahlen. Sie haben 14 (in der Regel) Tage Zeit Widerspruch gegen dieses Schreiben einzulegen, ansonsten ist es auch maschinenerstellt gültig."
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Lambo-Benni »

Eine 15-minütige Arte-Sendung über die letztjährige Kreml-Propaganda innerhalb Russlands

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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von MaxM »

Es ist erstaunlich und erschreckend, wie sehr die Propaganda der Russen der der Nazis im 2. Weltkrieg ähnelt. Wenn man sich mit Geschichte befasst hat und das hört, was die russischen Propagandisten sagen, dann hört man gleichzeitig dazu Goebbels im Sportpalast oder Freisler bei sieinen Prozessen. Die Menschen haben wirklich gar nichts aus der Geschichte gelernt.
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Wetterbadener »

Ja, das ist schon erstaunlich. Vor allem wie vor allem russische Medien wie Sputnik-News Hetze gegen Andersdenkende, anders ihre Sexualität auslebende, eine andere Hautfarbe oder eine Beeinträchtigung habende veranstatelt und auch viele Leute darauf rein fallen.
Vor allem Leute, bei denen man alleine von der Rhetorik, was sie dort schreiben, meinen könnte, sie haben aus der Geschichte bzw. überhaupt viel gelernt.
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von MaxM »

Und mal wieder Ausländerhetze von Merz, dem Rassistenschwein!

https://www.zeit.de/politik/deutschland ... gle.com%2F
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Lambo-Benni »

Den Artikel kann ich leider nicht lesen. Zeit blockiert mich weil ich deren Werbung blockiere...

Wenn ich den Link richtig interpretiere geht's aber auch um die Silvester-Krawalle in Berlin. Höre grad in den heute-Nachrichten, man wisse nun dass 23 der 32 Verurteilten(?) Deutsche sind!
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Wetterbadener »

Eben. Krawalle zu machen ist eine Frage der sozialen Herkunft und der Gesinnung und weniger, aus welchem Land man stammt. Ja, es gibt durchaus Länder mit Kulturen, die "kämpferischer" sind als andere "Kulturen". Aber das ist eben zu tolerieren und entsprechend sind diese Menschen zu "besänftigen".
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von MaxM »

Ich denke, oft genug ist es eine Frage des Alkoholkonsums. Die Leute waren sicherlich zumeist angeschickert vom Feiern und enthemmt.

Übrigens ist es auch diskriminierend, wenn man generell davon ausgeht, dass jemand von einer bestimmten sozialen Herkunft kriminell wird... gibt genügend Leute, die aus den feinsten Familien kommen und die kriminell sind, wobei das dann meistens Wirtschaftskriminalität ist.

A propos feinste Herkunft: Luxuswaren scheinen zu gehen. Der Inhaber des Luxuswarenkonzerns, LVMH, Bernard Arnoult, ist jetzt weit vor Musk, Bezos & Co der reichste Mann der Welt. In der Forbes-Liste wird er mit 204 Mrd. Dollar gehandelt. Naja, die Produkte seines Konzernes hab ich nie genutzt und werde es auch nie tun.

https://de.wikipedia.org/wiki/LVMH
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Wetterbadener »

Ja, so ist es. Aber auch wenn die ganzen Tatorts was Anderes suggerieren und Mord und Totschlag fast immer Mord und Totschlag in den "höheren Schichten" vorkommt, so stimmt das in Ansätzen schon, da auch in der Realität hin und wieder selbst in guten Elternhäusern so manch Einer oder Eine gewaltsam zu Tode mittels "menschlicher Fremdeinwirkung" kommt.
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von MaxM »

Indessen geht es in Lützerath weiter - die Polizei schient ziemlich rabiat geworden zu sein, behauptet aber, mehr als 70 Verletzte in den eigenen Reihen zu haben. Es ist allerdings bekannt, dass die Polizei auch winzigste Kratzer mitzählt, auch wenn die gar nicht im eigentlichen Einsatz entstanden sind. Gefragt nach den Verletzten unter den Kundgebungsteilnehmern, zieht sich eine Polizeisprecherin mit den Worten "Das ist noch nicht ausgewertet." aus der Affäre, eine oft verwendete Floskel, wenn die Polizei etwas nicht sagen will.

https://taz.de/Klimaprotest-in-Luezerath/!5908742/

https://www.fr.de/politik/luetzerath-ta ... 27641.html
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Re: Interessantes aus dem Alltag

Beitrag von Wetterbadener »

Ja gut. Es gibt durchaus unter den Demonstranten die, die die Polizisten angreifen, weil sie eben Polizisten sind. Und dann wird im nordrhein-westfälischen Innenministerium die friedlichen und durchaus kreativen Demonstranten in und um Lützerath mit den "Krawall-Demonstranten" unter "ein Tuch gesteckt".
Und ja, man sagt auch "Zum Stand der Ermittlungen in Sachen Angriffe gegen Polizeibeamte lässt sich noch nichts sagen".
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