Einen schönen ersten Adventsabend zusammen,
die erste Kerze brennt, man stellt sich die Adventszeit grundsätzlich winterlich vor, wie aus dem Bilderbuch oder der weihnachtlichen Kurzgeschichte. Nun, in meiner ersten Wintereinschätzung, die ich hier Ende Oktober präsentierte, ging ich davon aus, dass es einen weiteren, sehr frühen Wintereinbruch bis in die Tieflagen geben wird, ich schätzte diesen Zeitpunkt auf Ende November ein.
Nun, wie bereits in der letzten Woche in sämtlichen Modellen abzusehen war ist daraus nichts geworden. Die Fernwirkungen des klimatologischen Phänomenes La Nina wurden von mir zeitlich fehlerhaft eingeschätzt.
Nun, einige Beiträge weiter untersuchte ich die Geopotentialabweichungen der Wintervormonate und verglich diese mit dem aktuellen NH-Herbst. Die Ähnlichkeiten waren nicht von der Hand zu weisen. Waren die Geopotentialabweichungen stark positiv, traten diese auch im folgenden Winter ein- östliche bis nordöstliche Höhenströmungen waren die Folge, insbesondere der Januar trat dabei mit stark negativen Abweichungen ins Licht.
Bekanntlich haben wir auch diesen Herbst im Raum Osteuropa stark positive Geopotentialabweichungen, die Großwetterlage Sa wurde erst kürzlich beendet. In den Vergleichen trat meist ein strengkalter Januar, teils aber auch ein Februar auf.
Nach Untersuchungen in Richtung La Nina muss ich feststellen, dass diese nachwievor deutlich vorhanden ist. Zieht man die Grafiken der Sea Surface Temperature-Anomaly heran, stellt man eindeutig fest: La Nina ist da und sie ist ausgeprägt.
Unschwer erkennbar wird dies durch die Kaltwasseranomalie, die zurzeit im äquatorialen Pazifik herrscht. Erkennbar auch an der folgenden Grafik vom 24.11:

Bekanntlich war der vergangene NH-Winter ein charakteristischer Winter unter La-Nina-Bedingungen, vergleichen wir nun also die SST-Anomalie von Ende November diesen Jahres mit der des vergangenen Jahres.

Wie zu erkennen ist, bestehen durchaus Ähnlichkeiten hinsichtlich der Auswirkungen, die La Nina diesen Jahres ähnelt der Anomalie des vergangenen Novembers deutlich.
La Nina wirkt sich insbesondere im Frühwinter sehr kühlend auf Mitteleuropa aus, die Auswirkungen sahen wir im vergangenen Dezember, der als kalt und schneereich in die Statistiken einging. Ein ähnliches Signal ist oftmals im Spätwinter zu finden, daher denke ich, dass La Nina und die These bzgl. der Geopotentialabweichungen durchaus vereinbar ist. Denn auch an diesen ist zu erkennen, dass bei solch stark positiven Abweichungen in vielen Fällen ein strenger Januar oder aber ein strengkalter Februar gefolgt ist -> kontinentale Luftmasse, ergo: trockenkalt.
Fehlerhaft dagegen war meine Einschätzung bzgl. Ende November bekanntlich, die Entwicklung des kräftigen osteuropäischen Bodenhochs bzw eher dessen Ausdauer war nicht absehbar.
Nun, die gegenwärtige, auflebende Westwinddrift ist meiner Meinung nach kein Dauerzustand. Ich verstehe sie eher als ein schleifender Übergang in eine Meridionalisierung mit verbundener " Einwinterung". Modelle wie GFS oder auch ECWMF zeigen mittlerweile eine Tendenz in die richtige Richtung ( hohes Geopotential über Westeuropa, wenngleich allerdings mit wenig steiler Ostflanke). Beide Modelle simulieren eine gemischte Strömungskomponente, die allerdings für reichlich Schnee in den Mittelgebirgen sorgen könnte, im Flachland beschränkt sich das ganze vorerst auf nasskalte Witterung, vorerst..
Mittlerweile gehe ich davon aus, dass es um die Mitte bzw bereits den Anfang des kommenden Monats ( ähnlich 2009) zu einer Umstellung der Großwetterlage kommt, zunächst gemischt, später rein meridional- der typische La-Nina-Einfluss kommt zur Geltung.
Insgesamt gehe ich von einem zu kalten Winter 2011/2012 aus, trotz Annahme, dass es insbesondere im Hochwinter zu kurzem Aufleben der Westwinddrift kommen kann ( ebenfalls Teleconnection, La Nina zuzuweisen). Der Polarwirbel zeigt sich noch intakt, was sich jedoch bald ändern dürfte. Im Übrigen schätze ich den kommenden Winter daher nicht als durchschnittlich wie den vergangenen ein, sondern eben unterdurchschnittlich, was ich primär den ungewöhnlich positiven Geopotentialabweichungen zuschreibe, die oftmals strenge Kälte im Spätwinter zur Folge hatten.
Das gegenläufige Signal ( kalter Spätwinter) des La-Nina-Phänomens halte ich in diesem Fall für vereinbar mit der These bzgl. der positiven Geopotentialabweichungen.
Schönen Abend noch und Grüße,
Norddeutscher.
Die Diskussion sei damit wieder eröffnet.
Hinweis: Wie immer handelt es sich nicht um eine Prognose, sondern um eine Einschätzung aus gegebenen Tatsachen.Quelle der Grafiken:
http://www.osdpd.noaa.gov